Warum mit Leerstand beschäftigen?

Seit Jahren durchwandern zahlreiche Gemeinden in Österreich eine paradox anmutende Entwicklung: Gewachsene Orts- und Stadtkerne mit dem Vorteil kurzer Wege haben ihre traditionellen Funktionen als Wohn- und Arbeitsort, Platz für Handel und Dienstleistungen sowie Treffpunkt für Freizeit- und berufliche Aktivitäten verloren. Vormals höchst attraktive, stark frequentierte Orte „sterben aus“. Parallel dazu steigen tagtäglich in ganz Österreich der Flächenverbrauch und die Bodenversiegelung. Einer der Gründe für diese Entwicklung ist die Verlagerung von Wohnen und Wirtschaften an den Ortsrand – ein Phänomen, das als Donut-Effekt (vgl. Bundesstiftung Baukultur Deutschland) bekannt ist. Wie bei der namensgebenden Mehlspeise ordnet sich der gesamte Inhalt um einen leeren Innenraum. Der sich durch die Abwesenheit von „Inhalt“ auszeichnende Kern ist es, was den Donut erst zum Donut macht – ein Umstand, der in der Gemeindeentwicklung wenig erstrebenswert ist.

Re-Aktivierung & eine Person, die sich um den Leerstand kümmert

Den dem Leerstand geschuldeten negativen Folgen für Lebensqualität, Umwelt und Wirtschaft muss nun durch Re-Aktivierung leerer und unternutzter Immobilien entgegengewirkt werden. Orts- und Stadtkerne bieten nach wie vor enormes Potenzial für das Wohnen und Wirtschaften, für Kultur und Kommunikation. Dazu braucht es aktives Standort- und Leerstandsmanagement mit Weitblick, Agilität und dem Anspruch, unkonventionelle Wege einzuschlagen.

Ein Blick in erfolgreiche Projekte, Gemeinden und Regionen zeigt, dass Leerstandsmanager:innen (oder auch Kümmerer:innen, Beauftragte, Koordinator:innen etc.) maßgeblich dafür verantwortlich sind.

Leerstand als Potenzial begreifen

Leerstände sind Freiräume für künftige Entwicklungen und Potenziale für lebendige Orte, Ideen, Gründer:innen, Zuziehende, Multilokale etc.

  • Verfallende Ortszentren  lebendige Ortskerne
  • Wirtschaftlicher Verwertungsdruck ᐅ langfristige Wirtschaftlichkeit
  • Klima, Flächenverbrauch ᐅ kurze Wege, kompakte, klimafitte Ortskerne
  • Kultureller Verlust ᐅ identitätsstiftende Gebäude und Orte, (Bau-)Kultur
  • Verteilungsgerechtigkeit ᐅ breiteres und vielfältigeres Wohnungsangebot, Gewerbeflächen für EPUs und KMUs, Entfaltungsmöglichkeiten für Einwohner:innen